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Wir sind nicht mehr Schuld sagst du und wäschst dir die Hände in rotem Blut. Ich denke: Wir sind Schuld wie die ersten Grabesschaufler, es gibt kein verzeihen. Wir dürfen nicht vergessen. Du sagst: Wir waren nie Schuld, das war ganz Europa. Ich denke: Und wenn du die Menge der Schuldigen um eine Zillion vergrößerst, es macht die eig’ne nicht kleiner. Du sagst: Keiner würde das heute mehr können. Ich denke: Nur das Erinnern sagt uns das, wenn wir vergessen, wird alles neu sein. Du sagst: Vergiss das doch endlich, es ist längst totgeredet. Ich sage: Besser wir reden die eigene Schuld tot, als nocheinmal Leid totzuschweigen.
chaosmaedchen - 30. Juni, 01:23
schreib mir den text bitte groß & schwarz auf weißes papier, & hänge ihn zwischen die ampeln der straßen, zwischen die betonsäulen, & auch in die kaufhäuser des westens. es kann nicht mehr geschehen? blödsinn. wir wissen doch alle, dass die menge immer dazu bereit ist, die schuld zur sühne zu erklären, um dann blind zu werden. um zu vergessen. dabei gibt es doch den entscheidenden unterschied zwischen vergessen & vergeben. nur: wenn man sich die schuld der väter nicht eingesteht. wie soll man dann je erwarten, vergebung (vor sich selbst) zu finden? oder genauer gesagt: woher die nimmt man die garantie, aus den fehlern der vergangenheit zu lernen?
(erinnert mich im übrigen daran).