Von deinen Lippen
will ich in den See
deines roten Mundes springen.
Will wippend
an deinen Wimpern baumeln
deine tiefen Augen schauend.
In deinen Händen
will ich liegen
will von ihnen nur bekleidet sein.
Im Traume bin ich deine Haut
und von Dir
im Ganzen durchdrungen.
Wie du da sitzt.
Wie du da sitzt.
Die Locken im schönen Gesicht.
chaosmaedchen - 30. Juni, 14:06
Wir sind nicht mehr Schuld sagst du und wäschst dir die Hände in rotem Blut. Ich denke: Wir sind Schuld wie die ersten Grabesschaufler, es gibt kein verzeihen. Wir dürfen nicht vergessen. Du sagst: Wir waren nie Schuld, das war ganz Europa. Ich denke: Und wenn du die Menge der Schuldigen um eine Zillion vergrößerst, es macht die eig’ne nicht kleiner. Du sagst: Keiner würde das heute mehr können. Ich denke: Nur das Erinnern sagt uns das, wenn wir vergessen, wird alles neu sein. Du sagst: Vergiss das doch endlich, es ist längst totgeredet. Ich sage: Besser wir reden die eigene Schuld tot, als nocheinmal Leid totzuschweigen.
chaosmaedchen - 30. Juni, 01:23
Nassgeschwitzt aufgewacht, seit ein paar Tagen immer wieder derselbe Traum, ich und die Drogen. Warum kehren sie wieder? Vielleicht hab ich zuviel nachgedacht, seitdem Morb in letzter Zeit zuviel Bier trikt und vielleicht sehe ich mich auch nur gerne an auf dem Höhepunkt meiner Flucht vor mir selbst und erinnere mich gerne an mein erschrockenes Spiegelbild. Der Moment des Selbstwahrnehmes, des Selbstabrechnens, da entschied ich mich, ich wählte: Leben, vollkommen und ging vom monatelangen Irren durch weiße Straßen in eine Erkundung anderer Welten über, von denen mich keine lange genug fesselt. Manchmal verschwinde ich mit Haut und Haar in einem Wort, in einem Bild, in einem Spiel, in einem Ton und dann muss ich auftauchen, Luft schnappen danach. Wirklichkeit als Lebenselixier. Und doch die Ursache aller Todeswünsche. Auch in mir. Aber zuerst: Augen zu, Paris, 18.Jahrhundert, ich stehe vor einem goldumrahmten Bild, dunkle Farben tropfen vom Pinsel herab, den der Liebste mit seinen Alabasterarmen zögernd nicht bewegen kann, den er reglos und zum Denken still verharrrt zur Ruhe gezwungen hat. Auf ewig, denn nichts ist wahr und ob er weitermalt, entscheide ich allein. Illusion. Ich erschwere die Luft mit dem Duft von Patchouli, ich mache sie heiß und trocken, nein feucht, sodass das Atmen schwer fällt. Was noch? Ich kleide ihn in braunes Leinen, das locker an ihm herabfließt und mich selbst in einen Traum aus Rokoko. Verschling mich! Er dreht sich um, die braunen Locken dreh’n sich und aus kakaobraunen Augen schaut mich die schiere Hitze an. Ich werde gepackt und man hebt mir die blutroten Röcke, reißt sie in Stücke, wirbelt herum bis nichts mehr bleibt als ein Hauch von schwarzen Unterrock, die Schwüle erstickt alles Denken, nein macht es unmöglich und ich befehle tonlos: Küss mich endlich, als sekundenspäter heißer Atem an meinen Lippen tanzt und sich in mir vergraben wird, wie gewollt. Illusion. Oh verdammte, hassenswerte Illusion, du bist mir so zu wider, bist mir so widerlich und klein und hässlich. So durchschaubar. Was nutzt mir der perfekte Kuss, wenn ich selbst geschaffen hab, wie es geschieht, wenn ich am Hebel der Macht sitze und doch nur hilflos sein will. Ich will nur erfahren. Denn das ist die Wirklichkeit. Ich sehe: Ich wählte das Leben zurecht.
chaosmaedchen - 29. Juni, 10:07