Sonntag, 29. Juni 2008

escape I

Nassgeschwitzt aufgewacht, seit ein paar Tagen immer wieder derselbe Traum, ich und die Drogen. Warum kehren sie wieder? Vielleicht hab ich zuviel nachgedacht, seitdem Morb in letzter Zeit zuviel Bier trikt und vielleicht sehe ich mich auch nur gerne an auf dem Höhepunkt meiner Flucht vor mir selbst und erinnere mich gerne an mein erschrockenes Spiegelbild. Der Moment des Selbstwahrnehmes, des Selbstabrechnens, da entschied ich mich, ich wählte: Leben, vollkommen und ging vom monatelangen Irren durch weiße Straßen in eine Erkundung anderer Welten über, von denen mich keine lange genug fesselt. Manchmal verschwinde ich mit Haut und Haar in einem Wort, in einem Bild, in einem Spiel, in einem Ton und dann muss ich auftauchen, Luft schnappen danach. Wirklichkeit als Lebenselixier. Und doch die Ursache aller Todeswünsche. Auch in mir. Aber zuerst: Augen zu, Paris, 18.Jahrhundert, ich stehe vor einem goldumrahmten Bild, dunkle Farben tropfen vom Pinsel herab, den der Liebste mit seinen Alabasterarmen zögernd nicht bewegen kann, den er reglos und zum Denken still verharrrt zur Ruhe gezwungen hat. Auf ewig, denn nichts ist wahr und ob er weitermalt, entscheide ich allein. Illusion. Ich erschwere die Luft mit dem Duft von Patchouli, ich mache sie heiß und trocken, nein feucht, sodass das Atmen schwer fällt. Was noch? Ich kleide ihn in braunes Leinen, das locker an ihm herabfließt und mich selbst in einen Traum aus Rokoko. Verschling mich! Er dreht sich um, die braunen Locken dreh’n sich und aus kakaobraunen Augen schaut mich die schiere Hitze an. Ich werde gepackt und man hebt mir die blutroten Röcke, reißt sie in Stücke, wirbelt herum bis nichts mehr bleibt als ein Hauch von schwarzen Unterrock, die Schwüle erstickt alles Denken, nein macht es unmöglich und ich befehle tonlos: Küss mich endlich, als sekundenspäter heißer Atem an meinen Lippen tanzt und sich in mir vergraben wird, wie gewollt. Illusion. Oh verdammte, hassenswerte Illusion, du bist mir so zu wider, bist mir so widerlich und klein und hässlich. So durchschaubar. Was nutzt mir der perfekte Kuss, wenn ich selbst geschaffen hab, wie es geschieht, wenn ich am Hebel der Macht sitze und doch nur hilflos sein will. Ich will nur erfahren. Denn das ist die Wirklichkeit. Ich sehe: Ich wählte das Leben zurecht.

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Zuletzt aktualisiert: 14. Januar, 18:08

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