Samstag, 4. April 2009

Ein Tag am Meer.

Hier, gerade, jetzt. Die Sonnenstrahlen brechen sich in den roten Fäden vor meinem Fenster, malen Zebrastreifen auf meine geschundenen Füße, erhellen alles, illuminieren jedes Ding in meinen Gedanken. Momentan-Verklärung.
Gestern: Zwei ewige Pilger laufen durch die Straßen dieser Stadt, unsere gierigen Finger wühlen sich in Nanosekunden durch Berge von Buchrücken, wir pressen die Funde wie unsere Kinder gegen die Brust und lächeln uns an, bezahlen. Gekauftes Glück. Wir quillen aus dem Laden und treten ins Licht. Gleißend empfängt uns das Lachen. Wir taumeln. Ja, wir taumeln, gehen vorbei an kaffeetrinkenden Sonnenanbetern, an T-Shirtträgern, an Sonnenbrillenfanatikern, taumeln und schlittern eislos die Karl-Marx-Allee entlang und denken wir sind in Moskau im Hochsommer. Selbst das Grau der Häuserfassaden schillert bunt heute. Wir laufen der Silberkugel entgegen und lächeln nur, wir reden auch zehn Minuten nichts und lächeln nur. Kaufen irgendwo Apfelmus und Käse und Mehl.
Am Alexanderplatz essen wir das erste Eis und setzten uns auf warme Steine. Das ist es. Das ist Glück.
Zuhause backe ich Eierkuchen und versaue dabei die ganze Küche und meine Kleidung, der klebrige Teig spritzt überall hin. Alex kämpft gegen die fertigen Eierkuchen und gewinnt. Pfannkuchen null, Mensch drei. Und immer das Lachen.
Als der Abend hereinbricht wissen wir nicht wohin mit den Endorphinen und werden kreativ, basteln Lesezeichen und Türbilder und räumen auf und wischen Staub. Alles neu.
Hier, gerade, jetzt, ich werde geweckt, bekomme einen großen Milkahasen geschenkt und strahle. Die Sonne bricht und bricht und wird niemals zerstört.
Ich will nicht weg. Wenn ich an den September denke, eigentlich mein Lieblingsmonat, wird mir ganz schlecht. Wenn du gehst, sagt Alex, red ich nie wieder mit dir, und er lacht dabei. Ich weiß dennoch: Die Sphäre, das Jetzt, das fast Perfekte (alles, was wir jemals bekommen ist das nahe-dran und es ist um seiner Macken noch schöner), die Wellen auf denen wir reiten, das Leben und die Träume, die wir hier haben, ich werde sie zerstören, wenn ich gehe.
Aber ich werde nicht gehen. Ich will nicht. Ich kann auch gar nicht.

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Zuletzt aktualisiert: 14. Januar, 18:08

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