Freitag, 13. Februar 2009

Wenn es kommt

1
Du wünschst dir jemand faszinierenden
Jemand unbändigen
Jemand undurchschaubaren
Jemand mysteriösen
Eine Verheißung
Ein Abenteuer
Eine Rutschpartie
Ich verlasse das Zimmer.

2
Ich kenne mich, ich verabscheue mich, ich bin zu eitel und zu verblendet
Ich kann nichts für dich sein
Ich bin für mich selbst nichts
Ich bin flach und bestehe aus einer einzigen Schicht
Dem Tageslicht halte ich nicht stand
Die Relation ist allgegenwärtig.

3
Alles was ich weiß, verliert stets an Bedeutung
Ich verliere damit an Bedeutung
Alles andere wird vollkommen.

4
Und ich werde Jahre und immer Jahre älter mit jeder Atemsekunde
Ich verbrauche mich am Nichts
DIE GLEICHGÜLTIGKEIT IST DAS SCHLIMMSTE.

5
Wo werden Träume geboren
Führ mich dorthin
Lass mich mit den gierigen Händen aus dem Vollen schöpfen.

6
Es ist ein Gewaltakt
Ein Kampf in den Kissen
Mit aufeinandergebissenen Zähnen
Warte ich flehend auf das Mohnfeld
das mich und dich und uns alle verschlingt.

Dienstag, 3. Februar 2009

Der Bruder

Die Klingel geht in einem blechernen Tone, der Vater steht schwer auf und stampft zur dunklen Tür, vorm Licht in seinem blauen Ringelhemd steht der Bruder. Er lacht. Immer schaust so finster, Papa, lach doch mal. Der Vater schaut den großen Sohn nur an und lacht dann auch. Komm doch rein.
Der Bruder erzählt, erzählt den halben Apfelkuchen lang, den die Haushälterin eigentlich für morgen gemacht hat, erzählt 4 Tassen schwarzen Kaffee entlang. Er trinkt ihn so wie der Vater ihn trinkt. Vom Studium in Heidelberg erzählt er, von den guten Noten und vom Fußball. Dem Vater blähts ganz die Brust von all den ersten Plätzen und stolzen Geschichten und auf dem dritten Stuhl denkt die Tochter, dass beide so groß sind und es scheint als ob sie grade noch wachsen würden. Sie stochert im Kuchen und hört ihrer Zukunft dabei zu wie sie sich formt. Sie trinkt den Kaffee braun mit zwei Stück Zucker, aber heute schwarz. Dem Vater fällts nicht auf, dem Bruder auch nicht. Aber ihr. Sie fühlt sich gut mit dem schwarzen Kaffee.
Der große Bruder wendet sich kurz einmal zu ihr und sagt, was willst später denn mal machen, Schwesterherz, hast ja noch Zeit aber weißts denn schon? Sicher, auch Medizin, sagts ohne von Kranken und Blut zu wissen. Der Bruder lacht mit vielen weißen Zähnen und wuschelt ihr mit der starken Hand durch die braunen Haare. Das wird was, Kleine, wir kommen mal groß raus. Der Vater strahlt übers ganze Gesicht den Bruder an, das bist doch schon, da gibts für später kein Zweifel.

Zehn Jahre hat die Tochter gebraucht um zu verstehen, dass schwarzer Kaffee ihr nicht schmeckt.

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