Mittwoch, 2. Februar 2011

Tagsüber und -unter

1. Der Falter
Der Falter, totgeschlagen, liegt regungslos. Zerdrückte man ihn, bliebe kein Blut zurück, nur Staub, äschern und weiß. Zerrieben zwischen Daumen und Zeigefinger, spürt man ihn nicht. Nur samtene Asche und ein Hauch von gelb, nicht fühlbar. Es ist dann, als ob der Falter gar nicht gewesen ist, gerade weil gelber Leibesstaub noch sich in den Wind wirft, dem Vergessen wütend entgegen sich stemmt.

2. Ein Mann
Ein Mann geht entlang zwischen den Menschen und jeder sieht gleich aus den Augenwinkeln, dass er einer von ihnen nicht ist. Er geht und sein Blick verrät kein Ziel, weil er ein Ziel nicht hat. Gleich wird er eine Flasche finden, sie anschauen, als finde er etwas wertvolles und sie dann in die Tasche schieben, wie einer, der sonst nichts in die Tasche zu schieben hat. Ich verstehe ihn, wie ich sonst keinen verstehe.

3. A Rose is a
Eine Rose ist eine Nelke ist ein Kuss ist eine Sonne ist ein Mensch.
Alles ist eine Metapher, obwohl es gar keine Metaphern gibt.

4. Der Germanistensaal.
Der Germanistensaal, eine Amüsierung: Der Ohrensessel als Möbel gegen die Vergesellschaftung, als rein sich zum Horchen eignendes Möbel, ein Möbel wie kein anderes und eigentlich denkt sicher der Ohrensessel auch recht viel von seiner Umgebung, auch gar nichts Gutes. Und wenn er nachher aufsteht, dann läuft er weg, der Ohrensessel; und Möbel ist der geworden, der drinnen saß.

5. M.
Ich denke: M, was zerschnitt dich so zum Papier, dass du jetzt jeden Tag deine Farben nimmst und deine goldenen Jugendstilknöpfe und dein Lippenrot und dein Nagelschwarz und dann so auf dich malst, was dir gefällt. Eigentlich, denke ich, bist du eine Künstlerin und der Pinsel auch und auch das rechte Licht zum Malen.

6. Einer
Einer, wenn der mich nicht mag, dann mag ich ihn auch gar nicht und dann mehr und auf einmal da liebt man jemanden geradezu, der einen gar nicht mögen kann und auch nie gemocht hat und das, obwohl man ihn auch gar niemals mögen könnte.

Samstag, 30. Oktober 2010

Am Grab weinen.

Das Grab, das richtet der Gärtner schon,
dafür wird er ja bezahlt, nicht wahr, nicht?
Was soll ich am Grab
Was
Soll ich da Blumen sähen
Und dann später ihnen
Zuschauen
Beim Wachsen und
Beim Blühen und
Dann - doch - wieder
Ein paar Gedanken an dich verschwenden
Aber
Ich mag nicht. Nein
Ich mag nicht

Also geh's selber richten
Geh's harken und
Jäten
Und ein Veilchen und der
Rosen viel
Streu hinein.
Mir ganz gleich, mir

Ich sehe keinen Grund nicht, nein
Dem Manne ein Denkmal setzen
Dass die Enkel
noch von ihm sprechen
Wie's die Enkel der Großen taten
Und wie's Agamemnon von den Seinen wollte
Aber: Du
Hast nichts Großes geschaffen
Außer mich und ihn
Aber ich und er
Wir sprechen nicht einmal über dich
Niemals und den Enkeln
Denen werd' ich nichts erzählen, nicht
Warum auch?

Was gibt’s zu berichten vom großen Mann
Und seinen Taten?
Doch nur Jämmerliches
und Heroisches zugleich
Das ist nur Wunschgedanke

Also richt's Grab
Richt es
Ich jedoch richt's zum Nichtigen
Ich sage: es ist ein Haufen Erde
Du bist darunter oder nicht.

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Zuletzt aktualisiert: 14. Januar, 18:08

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